1. Freisinger Unternehmertag

Freisinger Unternehmer treffen sich in Freisinger Bank

Am 7. November 2019 lädt die Freisinger Bank zum 1. Freisinger Unternehmertag in ihren großzügigen Veranstaltungsbereich ein. Ein schöner angenehmer Rahmen für die Veranstaltung der SchmidtColleg GmbH & Co. KG in Kooperation mit Freisinger Bank, Freisinger Tagblatt und CSA Software AG.

Lesen Sie hier Berichte des Freisinger Tagblatts der Ausgabe 09./10. November 2019.

Texte: Manuel Eser   Fotos: Rainer Lehmann

Wirtschaftsexperte schwört Freisinger Unternehmer auf Zeitenwende ein

Dr. Dr. Cay von Fournier - SchmidtColleg ©Lehmann
Unternehmer aus vielen Branchen strömten zum Unternehmertag – und wurden inspiriert. ©Lehmann

Statistik über Job-Zufriedenheit: "Ich finde die Zahlen erschreckend"

Sie war Deutschlands erste Herzlichkeitsbeauftragte: Beim Unternehmertag erklärte Mahsa Amoudadashi, wie sich Begeisterung übertragen lässt - etwa, indem Fehler gefeiert werden.

Sie war Deutschlands erste Herzlichkeitsbeauftragte: Mahsa Amoudadashi hat in einem renommierten Tagungshotel gearbeitet und dort eine Unternehmenskultur geschaffen, die Gäste begeistert. Beim Unternehmertag appellierte sie als Referentin an die Führungskräfte, ihre Mitarbeiter zu begeistern, nahm aber auch die Angestellten in die Pflicht.

 

Frau Amoudadashi, was war Ihre Aufgabe als Herzlichkeitsbeauftragte?

Ich sollte dafür sorgen, dass die Mitarbeiter noch herzlicher werden, damit die Augen der Gäste noch mehr leuchten. Aber darf ich Ihnen etwas verraten? Ich glaube nicht, dass man Herzlichkeit beibringen kann.

 

Warum nicht?

Herzlichkeit ist eine innere Einstellung, und sie erscheint in vielen Facetten. So gibt es die zurückhaltende Herzlichkeit oder jene, die ich in München lieben gelernt habe: die brummige Herzlichkeit. Wichtig ist es, authentisch zu bleiben. Denn es besteht ein großer Unterschied zwischen echter Herzlichkeit und antrainierter Freundlichkeit.

 

Was können Sie aber bewirken, wenn sich Herzlichkeit nicht steuern lässt?

Ich kann Menschen begeistern. Denn das ist übertragbar. Wenn ich für etwas brenne, werde ich auch Begeisterung bei anderen schaffen. Die Aufgabe von Führungskräften ist es, ein Umfeld der Begeisterung zu schaffen, damit die Mitarbeiter wiederum die Kunden begeistern.

 

Daran scheitern offenbar viele. Laut einer Gallup-Studie fühlen sich 70 Prozent der Menschen gering mit ihrem Arbeitgeber verbunden. Nur 15 Prozent sind hoch motiviert.

Ich kenne die Zahlen und finde sie erschreckend: für die Unternehmer, weil Mitarbeiter erfolgsentscheidend sind, aber auch für die Arbeitnehmer. Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit. Dieses Ergebnis ist im Alltag leider auch sichtbar – an Körperhaltung, Mimik, Stimme von Angestellten.

 

Woran liegt das?

Ich führe das Verhalten in der Regel auf die Führung zurück. Denn Mitarbeiter gehen mit Kunden so um, wie mit ihnen im Unternehmen umgegangen wird. Die Vorbildfunktion von Führungskräften ist enorm wichtig. Aber auch die Mitarbeiter müssen sich an die Nase fassen.

 

Zum Beispiel?

Beide Seiten müssen die eigene Einstellung hinterfragen. Mit Null-Bock-Stimmung lässt sich niemand begeistern. Jeder kann sich bewusst entscheiden, den Fokus auf das Positive zu richten und weniger zu jammern. Denn Jammern ist – wie Begeisterung – übertragbar. Auch auf die Gesundheit. Menschen, die viel jammern, sind öfter krank.

 

Wie lässt sich Nörgelei im Betrieb reduzieren?

Wo ich gearbeitet habe, wurde ein Ideenblatt eingeführt. Mitarbeiter sollten dort monatlich einen Verbesserungsvorschlag einbringen. Ich hab mich überfordert gefühlt und das meiner Chefin mitgeteilt. Sie hat geantwortet: „Ich entbinde dich von dieser Aufgabe, aber dann, Masha, will ich kein Wort der Nörgelei mehr hören.“ Da habe ich doch lieber Vorschläge eingebracht.

 

Was ist noch wichtig?

Den Mitarbeitern Aufmerksamkeit entgegenzubringen und sich – das ist die Königsdisziplin – in ihre Gefühlswelt hineinzuversetzen. Wertschätzung ist ein großes Führungsthema, aber auch, Verantwortung abzugeben.

 

Viele drücken sich aber vor Verantwortung.

Das stimmt – weil sie Angst davor haben, für Fehler bestraft zu werden. Deshalb sollten Unternehmen auch eine Fehlerkultur zulassen. Wir haben im Unternehmen immer einen Fehler des Monats gekürt. Wir haben uns bei demjenigen, dem ein gravierender Fauxpas unterlaufen ist, in einer Zeremonie bedankt, ihm ein Präsent überreicht und mit Champagner auf den Fehler angestoßen.

 

Fühlt man sich da als Betroffener nicht veräppelt?

Gar nicht. Nur wer über Fehler spricht, sorgt dafür, dass sie sich nicht ständig wiederholen. Und in so einem Klima übernehmen Menschen gerne Verantwortung, weil das an Vertrauen gekoppelt ist. Ich versichere Ihnen: Derjenige wird alles tun, sie nicht zu enttäuschen.

Masha: Wenn ich für etwas brenne, schaffe ich auch Begeisterung bei anderen"": Unternehmer ließen sich am Donnerstag gerne von Mahsa Amoudadashis Begeisterung anstecken. ©Lehmann

Erfolgreiche Premiere: Spannender Unternehmertag lockt 125 Führungskräfte

Erfolgreiche Premiere. 125 Führungskräfte kamen zum ersten Unternehmertag nach Freising. Sie nahmen alltagstaugliche Impulse mit - etwa für den frühen Morgen.

Dieses Ticket war eine gute Investition für Führungskräfte: Rund 125 Vertreter aus Banken, Konzernen, Handwerksbetrieben und mittelständischen Geschäften strömten am Donnerstag zum ersten Unternehmertag. Bei dem eintägigen Seminar, das von der Freisinger Bank, den Unternehmen Schmidt-Colleg und Cas Software sowie dem FT veranstaltet wurde, konnten Bekanntschaften gepflegt und neue Kontakte geknüpft werden. Die größte Rendite ergab sich aber aus den Vorträgen, die den Kern des Treffens bildeten. Die Teilnehmer konnten aus den Ausführung von vier renommierten Speakern etliche Impulse für ihren Berufsalltag ziehen.

Reinhard Schwaiger, Vorstandsvorsitzender der Freisinger Bank, freute sich, so viele Unternehmer begrüßen zu können. „Eine solche Plattform, auf der ein reger Austausch von Ideen stattfinden kann, ist wichtig.“ FT-Anzeigenchef Klaus Pirhalla betonte, dass in einem Zeitalter, in dem soziale Medien viel von der limitierten Aufmerksamkeit der Menschen abgreifen würden, wenig Raum für eigene Gedanken und Innovationen bliebe. „Wenn wir uns im Gegensatz dazu auf die eigenen Ziele, die soziale Verantwortung und nachhaltige Leistungsfähigkeit konzentrieren, bedeutet das schon eine Form von Widerstand. Ganz sicher gehört Querdenken zur Selbstbestimmung.“

Landrat Josef Hauner betonte, dass gerade der Landkreis Freising als wirtschaftskräftiger Standort mit gesundem Branchenmix viele Chancen biete. Was die Steuerkraft pro Einwohner angehe, stehe man bayernweit auf Platz vier. „Aber das ist ein Erfolg, der jeden Tag neu errungen werden muss.“

Eine inspirierende Plattform haben die Organisatoren des ersten Freisinger Unternehmertags geboten: (v. l.) Karl Niedermeier (Freisinger Bank), Klaus Pirhalla (Freisinger Tagblatt), Reinhard Schwaiger (Freisinger Bank), Cay von Fournier (Schmidt-Colleg) und Referent Heiko Schneider. ©Lehmann
Julia Peach (links) und Maria Lintl von der Stadt Freising ©Lehmann

Die angereisten Unternehmer nahmen etliche positive Impulse mit nach Hause. „Wertschätzung für Mitarbeiter und der Teamgedanke sind Themen, die bei dem Unternehmertag eine große Rolle gespielt haben", sagte Freisings Wirtschaftsreferentin Maria Lintl. Julia Paech, im Rathaus zuständig für die Wirtschaftsförderung, fügte hinzu:  "Ein Tag wie heute kann Anstöße geben, die alltagstaugliche Umsetzung muss man dann aber schon selbst gestalten. Das beginnt bereits damit, dass sich Arbeitskollegen in der Früh vielleicht noch etwas freundlicher begrüßen.“

Thomas Wimmer, Dachdecker ©Lehmann

Auch Thomas Wimmer, Dachdecker aus Freising, bereute es nicht, sich für einen Tag aus dem Arbeitsalltag ausgeklinkt zu haben. „Ich finde solche Veranstaltungen wichtig, weil sie einen erden. Weil man auch mal wieder raus kommt aus dem Hamsterrad“, sagte er dem FT. Aus den Vorträgen blieb dem Chef der Firma Dachtechnik Bock ein Satz besonders in Erinnerung - auch, weil er ihn gegenüber seinen Mitarbeitern selbst gern verwendet: „Das ganze Berufsleben ist ein Geben und Nehmen zwischen Führungskräften und Angestellten.“

Aylin Saurer, Autohändlerin ©Lehmann

Aylin Saurer, Chefin des Autohauses Saurer in Neufahrn, fand den Unternehmertag „unheimlich toll“. Sie hofft, dass es bald eine Neuauflage gibt. „Denn nur miteinander können wir den Standort noch erfolgreicher machen“, betonte Aylin Saurer. „Politik und Wirtschaft müssen da an einem Strang ziehen.“ Und auch unternehmerischer Erfolg sei nur im Team möglich und nicht im Alleingang. „Das muss man sich immer wieder auf den Schirm ziehen.“

Claus Huber-Wilhelm, Anwalt ©Lehmann

Zwei konkrete Anregungen nahm Anwalt Claus Huber-Wilhelm für seine Kanzlei mit.

Erstens werde er sein Organisationsprofil umstellen. „Künftig sollen die Kunden miteinbezogen werden und die Mitarbeiter einen höheren Stellenwert bekommen.“

Zweitens möchte er ein Ideenpapier einführen. Da haben Mitarbeiter die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge einzubringen."